Moscheljer mit Mussik: Lieder auf deutsch, jiddisch und rhoihessisch: Inge und Matthias Mandos unn 's rhoihessische Sympathie-Orchester Gedichte in rheinhessischer Mundart: Hartmut Keil
Moscheljer mit Mussik: Lieder auf deutsch, jiddisch und rhoihessisch:Inge und Matthias Mandos unn 's rhoihessische Sympathie-Orchester           Gedichte in rheinhessischer Mundart: Hartmut Keil

Zeitungskritik

Wenn Klezmer auf Rhoihesse trifft: „Rheinhessisches Sympathieorchester“ verbindet jiddische Volkslieder mit rhoihessischer Mundart auf dem Mainzer Marktplatz

Von Fred Balz

 

MAINZ - Aus dem jiddisch-rhoihessischen Liedprojekt „Moscheljer mit Mussik“ der Geschwister Inge und Matthias Mandos ist ein abendfüllendes Programm des „Rheinhessischen Sympathieorchesters“ aus Klezmermusik, deutschen Volksliedern und humorvollen Mundartsongs geworden. „Mainz lebt auf seinen Plätzen“ bot dem rheinhessischen Septett und der aus Hamburg angereisten jiddisch-sefardischen Musikspezialistin Inge Mandos den passenden Rahmen, dieses ungewöhnliche vom Publikum begeistert aufgenommene Musikprogramm zu präsentieren.

Frivoler Liebestango „Erdbeerberremje“

Inge Mandos ist eine weltweit geschätzte Sängerin traditioneller jüdisch-sefardischer Musik und forscht seit Jahren über deren Geschichte, Sprache und Musik. Mit der 93-jährigen Esther Bejerano ist sie Hamburgs Aushängeschild der lebendigen Klezmer-Szene im ehemals jüdisch geprägten Grindel-Viertel. Ihr Bruder Matthias war Pionier der Mainzer Rockszene und bei den Blaskapellen „Hot Trace“ und „JuiceXbrass“ als Sänger und Posaunist aktiv.

Inge Mandos eröffnet den so beschwingten wie zu Herzen gehenden Abend mit der Klage einer jüdischen Musikantenfrau (aus dem Liederbuch des Schulgehilfen Jacob Epple 1852), in der die lockere Lebensweise, der übermäßige Alkoholkonsum und der Lärm im Musikerdasein besungen wird. In „Stund mim Hund“ nimmt Matthias Mandos, der für Musik und Texte der rheinhessischen Lieder verantwortlich zeichnet und die gesamte Musik arrangiert hat, die eheliche Kommunikation und den Überdruss aufs Korn. Wann sonst könnte man sich besser vom Partner erholen?

Themen findet er in der Region („Summernacht“), Familie („Fer Immer“ für seinen Vater) und der Musik („Mei klane Liedscher“). Es führt über den Main eine Brücke von Stein“ und „Der Rosmarienbaum“ sind Beispiele für einst vom Faschismus verfemte und vergessene Volkslieder zwischen Lebensfreude und tiefer Verzweiflung.

Die mit Jazz, Pop und Klassik bestens vertrauten Begleitmusiker an Piano (Peter Breitmann von „Billy Crash“), Bass, Gitarre, Schlagzeug, Sax/Flöte, Trompete und Posaune überzeugen sowohl im frivolen Liebestango „Erdbeerberremje“, der innigen Pianoballade „Es fiel ein reif in der Frühlingsnacht“ wie auch dem zünftigen Funk der vom Publikum mitgesungenen Zugabe „Es gibt kon Wald in Rhoihesse“.

Gerne hätte man mehr von der einnehmenden Sopranstimme Inge Mandos gehört, die auch im sefardisch-orientalischen Quartett „Zimt“, dem jüdischen Wachswalzenprojekt 1928-1941 „Waks“ und den „Yiddish Vocalists“ um den jiddischen Sänger Efim Chorny aus Moldawien den Ton angibt.

AZ Mainz, 13.06.2017

AZ Mainz/Wörrstadt

 

Ensheim 23.05.2016

Inge und Matthias Mandos spielen Liedgeschichten auf Deutsch, Jiddisch und Rhoihessisch

 

Von Karin Kinast

ENSHEIM - Was hat Jiddisch mit Rhoihessisch zu tun? Die musikalische Antwort geben Inge und Matthias Mandos. Gemeinsam mit dem Kellerquintett ergibt die Verbindung von jiddischen, rheinhessischen und deutschen Volksliedern – nein, nicht Handkäs, sondern „Moscheljer mit Mussik“. „Moschel“ ist jiddisch und bedeutet „Gleichnis, Parabel, Sprichwort“. Wörter und Ausdrücke der aus dem Mittelhochdeutschen entstandenen jiddischen Sprache vermischen sich hier mit rheinhessischer Mundart.

Geschichte der Region

Im Ensheimer Dorfgemeinschaftshaus präsentiert das Ensemble im Rahmen von „200 Jahre Rheinhessen“ dieses spannende, auf der Geschichte der Region beruhende Programm, zugleich ihre brandaktuelle CD mit einem ungewöhnlichen Liederreigen. Kleine Liedgeschichten auf Deutsch, Jiddisch und Rhoihessisch, die von Alter, Erotik, Liebe und Hass erzählen, mal voller Romantik und Melancholie sind, mal voll Ausgelassenheit und Frohsinn. Zu Letzterem trägt auch der Autor Hartmut Keil bei, der mit Gedichten in Wormser Dialekt das musikalische Programm ergänzt.

Nach seinem amüsanten Vortrag der Schöpfungsgeschichte ergreift Inge Mandos das Wort: „Jiddisch is de scheenste Sproch, in Jiddisch singt es sich so scheen!“ Das erste jiddische Lied „Die Musikantenfrau“ erzählt vom Leid einer Frau, die einen Musikanten zum Manne hat. Ein Stück Familienalltag schildert der Rhoihessen-Song „Stund mim Hund“. „Als“ in seinen mannigfaltigen Bedeutungen ist das Schlüsselwort des von Hartmut Keil gekonnt vorgetragenen Dialoges zwischen einem Rheinhessen und einem Fremden.

Die Abwechslung von Rheinhessen-Mundart, jiddischem Liedgut, deutschen Volksliedern und Rhoihessen-Songs ist eine gelungene Melange. Das Rhoihessische hat einen vertrauten Klang und bietet sich dazu an, „Moscheljer“ zu verzählen. Die beiden in Mainz geborenen Geschwister Inge und Matthias Mandos ergänzen sich dabei perfekt. Der in Zornheim lebende Musiker (Gesang, Posaune, Klavier) schart mit dem Keller-Quintett begeisterte Funk- und Jazzmusiker aus der Region um sich, die an Klavier und Akkordeon (Peter Breitmann), Gitarre (Udo Dengel), Bass (Martin Weber), Schlagzeug (Jürgen Hartmann) sowie Querflöte und Saxofon (Uli Roos) glänzend harmonieren und in Soli brillieren, bei „Moschelje“, getextet, komponiert und arrangiert von Matthias Mandos. Seine Schwester lebt in einem jüdischen Viertel in Hamburg. Sie ist auf jiddische und alte deutsche Volkslieder spezialisiert. Ihre variable Folk-Stimme setzt sie gekonnt ein von zart-schmelzend bis schrill-schmetternd. In diesem Spannungsbogen erlebt das Publikum eindrucksvoll intonierte Volkslieder wie „Die Brücke über den Main“ und „Der Rosmarienbaum“, jiddische Lieder wie „Mashke“ („Whisky“) und „Was ich der noch sache wollt“, ein Lied vom Abschied, und mitreißende Rhoihessen-Songs wie „Erdbeerberremje“, „Summernacht“ und „Kon Wald in Rhoihesse“.

 

 

 

WOINACHTSBLUES Billy Crash und seine Gäste mit rhoihessischem Programm in der Stadecken-Elsheimer Burgscheune

AZ Mainz 06.12.2016

 

Von Margit Dörr

WOINACHTSBLUES Billy Crash und seine Gäste mit rhoihessischem Programm in der Stadecken-Elsheimer Burgscheune

STADECKEN-ELSHEIM - Es weihnachtet in der Burgscheune, auch wenn nicht alle Teile des Programms, das der Stadecken-Elsheimer Musiker Billy Crash und sein Sender-Freies-Stadecken unter dem Thema „Woinachtsblues – Mer waate uff de Nigeloos!“ ausdrücklich der Jahreszeit angepasst waren. Doch eine dezente adventliche Dekoration, die Texte, Geschichten und Gedichte und einige Lieder hatten die besinnliche Zeit zum Thema und das alles – „uff Rhoihessisch“. Billy Crash und seine Gäste Matthias Mandos mit Band, Hildegard Bachmann und Nick Benjamin sind ja – wie man weiß - „klassische Vertreter“ des Rhoihessischen Dialektes und der Rheinhessischen Lebensart.

Matthias Mandos und seine Band, hatten „Moscheljer“ – Kleine Lied-Geschichten auf Rhoihessisch mitgebracht. „Moscheljer“ sei ein jiddisches Wort und bedeute Geschichtchen, erklärte Mandos. Singend, Ziehharmonika und Posaune spielend erzählte er die Geschichten, die meisten von ihm geschrieben, komponiert und arrangiert, und die mit der Band, bestehend aus virtuosen Musikern zu einem Genuss wurden. Witziges, wie „Stund mim Hund“, Nachdenkliches, wie das Lied für Irmgard, seine Mutter, die wegen der Kriegszeit um ihre Jugend betrogen wurde, oder Romantisches, wie „Summernacht“.

Wie Mandos erklärte, habe er mit seiner Schwester, die in Hamburg lebt und sich auf jiddische Musik spezialisiert hat, ein Programm mit Moscheljer mit Musik auf Deutsch, Jiddisch und Rhoihessisch zusammengestellt. Einen kleinen Auszug aus diesem gab er bei der Veranstaltung zum besten.

Heimelig wurde es, als Hildegard Bachmann weihnachtliche Geschichten vorlas. Was so rund um das Fest in der Familie oder im Dorf passiert ist, hat sie in unterhaltsamer Form aufgeschrieben und ließ nun die lauschenden Zuhörer daran teilhaben.

Da gab es die lustige, aber doch erwärmende Erzählung von „de Gans mit ahm Boo“ – oder so ähnlich – oder der Landfrauenausflug zur Krippenausstellung, bei der eine „schepp Madonna“ eine Rolle spielte, oder über den Adventskranz, den jedes Jahr der Vater band und der zum Leidwesen der Familie immer die Ausmaße eines Wagenrades annahm.

Schlagfertig und gewitzt

Auch Nick Benjamin widmete sich mit Worten und musikalisch der Weihnachtszeit. Bei den weihnachtlich-adventlich erzählten Witzen kam der Fastnachter durch und erntete viel Gelächter. Heiter und besinnlich zugleich war die Legende vom „Schwarzen König und dem weißen Kamel“, in der das stolze weiße Kamel am Ende in eine kleine weiße Maus verzaubert wurde. Zwischen seinen Geschichten, zu denen ein urkomischer Dialog mit Hildegard Bachmann gehörte, griff Benjamin zur Ukulele und stimmte das ein oder andere bekannte Weihnachtslied an.

Den letzten Programmpunkt gestaltete Billy Crash mit einem kleinen Auszug aus seinem Repertoire. Schon beim ersten Stück, „En long, longe Weesch“ sangen die Gäste mit. Auch wenn der Musiker mit dem besonderen Äußeren schlagfertig und gewitzt seine Lieder ansagte, so ist ihr deren Inhalt nachdenkenswert. Die Melodien, mal melancholisch mal fetzig, luden ein, zuzuhören oder mitzumachen.

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© Matthias Mandos